Wie ist es Geschichte zu studieren? Bin ich für das Geschichtsstudium geeignet? Und was macht Heidelberg als Standort für ein Geschichtsstudium aus? Fragen, die sich bestimmt alle Studierenden am Historischen Seminar einmal im Leben gestellt haben. Antworten bietet ihnen der studentische Blog Geschichte studieren in HD!
Die Idee
April 2017 – fortgeschrittene Geschichtsstudierende und Fachschaftsmitglieder mit journalistischem Interesse, Grafik- und CMS-Kenntnissen setzten sich im Rahmen der Übung „Geschichte|Medien“ zusammen. Sie überlegten, wie man das Historische Seminar der Öffentlichkeit, insbesondere den Studieninteressierten, präsentieren könnte. Mit Unterstützung von Dr. Kilian Schultes, Bettina Müller, M.A., von der Universitätsbibliothek Heidelberg und Prof. Dr. Fletcher DuBois entstand daraus das Projekt Egogooglen. Egogoogling, oder auch Egosurfing genannt, bezeichnet den Suchvorgang des „Ichs“ nach dem eigenen Namen im Internet. Doch nicht nur die Suche steht im Mittelpunkt, auch das Gefunden werden ist ein Anliegen. Das Historische Seminar als „Ego“ will und soll gefunden werden. Von Studierenden für Studierende heißt die daraus abgeleitete Devise des neu gegründeten Arbeitskreises. Die Mitglieder, Ruby Ellis, Heiko Fischer, Alexander Höschen, Luka Hummel, Henning Jansen, Mirjam Lober, Jule Meyer, Cedric Reif, Charlotte Rönchen, Tim Schinschick, Alexander Smit, Sara Tot, Maurice von Dufais und Sebastian Wölfle widmeten sich fortan auf multimedialen Wegen der Öffentlichkeitsarbeit des Historischen Seminars.
Die Ziele
Zwei übergreifende Ziele leiten das Projekt: Zum einen, StudienanfängerInnen den Einstieg am Historischen Seminar leichter zu machen, zum anderen, Studieninteressierten das Historische Seminar sowie die Inhalte und Philosophie des Studiums in Heidelberg vorzustellen. Daran anknüpfende Absichten der studentischen Arbeitsgemeinschaft Egogooglen sind (1) die Diskussion der Chancen der Arbeit mit Medien und der Präsentation des Historischen Seminars im Internet (2) die Optimierung des Webauftritts des Historischen Seminars in der Praxis. Die medialen Fähigkeiten der Teilnehmer des Projekts werden dabei spielerisch ausgeformt.
Work in Progress
Am Anfang war der Fragebogen. Bevor der Arbeitskreis in die Konzeptentwicklung einstieg, startete er eine Evaluation unter Studierenden des ersten und zweiten Semesters. Ziel war es, ein Meinungsbild zu entwerfen auf dessen Basis das weitere Vorgehen geplant werden konnte. Die StudienanfängerInnen äußerten im offenen Gespräch sowie in anonymen Evaluationsbögen ihre Sicht der Dinge. Anschließend wertete die Arbeitsgruppe die Befragungsdaten mit dem Ziel einer umfangreichen Bedarfsanalyse aus. Zusätzlich berücksichtigte die Gruppe die Statistiken der Website des Historischen Seminars.
Um nicht nur eine Einschätzung der Bekanntheit und Popularität des Historischen Seminars vorzunehmen, untersuchte der Arbeitskreis gemeinsam Best-Practice Videos anderer Universitäten und Seminare. Insbesondere im englischsprachigen Raum, z.B. an den Universitäten Leeds, Oxford und Edinburgh, fanden sich zahlreiche Beispiele. Für das Egogooglen-Konzept ließen sich daraus fünf Punkte festhalten:
- ein Video darf maximal 3 Minuten lang sein
- Zeichnungen und Comics können komplizierte Vorgänge einfach präsentieren
- die Inhalte sollten sich idealerweise mit dem Zuschauer verbinden, beispielsweise indem Menschen auf die Kamera zulaufen
- unterschiedliche Sehgewohnheiten erwarten unterschiedliche Darstellungen
- Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit siegen – echte Fragen mit echten Erlebnissen überzeugen
Es folgte die Reflexion. Nach den ersten gesammelten, medialen Eindrücken stand die Frage im Raum, was kann und möchte die Gruppe leisten und wie? In ausführlichen, sehr hitzigen Gesprächsrunden stand das Thema „Medienkritik“ im Mittelpunkt. Wie und warum kontrolliert und kreiert man ein Image? Welche Informationen möchten geteilt werden, welche Konsequenzen und Herausforderungen sind damit verbunden? Datenschutz, Verantwortung für sich und für andere, sowie Authentizität und Transparenz, so einigte sich die Gruppe seien die Leitlinien bewusster Mediennutzung und -produktion. In Folge der gemeinsamen Diskussion und Analyse legte der Arbeitskreis die mediale Form der weiteren Bearbeitung fest. Ein interaktives Spielfeld sollte geschaffen werden, das einfach und selbsterklärend zu bedienen ist und das Ausprobieren mit Fotografie und (animiertem) Film ermöglicht. Bewusst kam die offizielle Seminarseite nicht in Frage. Stattdessen fiel die Entscheidung auf das Blogformat. Der Vorteil: ein Blog kann unabhängig von Zeit, Ort und Form individuell und interaktiv erweitert werden. Auf ihm können Konzepte veröffentlicht und laufend aktualisiert werden, die den Workflow der Gruppe abbilden. Zudem ist die Grenze zwischen Rezipient und Produzent fließend, damit ist der Blog für Profis und Laien zugänglich.
Und es war der Beginn einer wunderbaren Teamarbeit. Für die weitere Gestaltung bildeten sich Teams heraus, die sich den zukünftigen Schwerpunkten des Projekts widmeten: FAQ, Film, Grafik und Wikipedia. Ab diesem Zeitpunkt startete die individuelle Projektphase. Alle TeilnehmerInnen trafen sich fortan selbstständig. Um ein aktives Voranbringen zu gewährleisten, entwickelten die Teams für ihr Teilprojekt folgende individuelle Zielsetzungen:
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- Team FAQs
StudentInnen der Geschichtswissenschaften sind „Überzeugungstäter“. Doch das Interesse an Geschichte allein reicht nicht aus, um Geschichte zu studieren. Denn im Studium lernen die StudentInnen nicht etwa die Geschichte der Menschheit von A bis Z. Wer also wissen möchte, wie „es wirklich gewesen ist“, den wird das Geschichtsstudium enttäuschen. Vielmehr nehmen die Studierenden standpunktgebundene, historische „Wirklichkeiten“ und Funktionen von Geschichte in den Blick. Hierbei lernen sie zunächst, eigene Fragestellungen zu entwickeln, die sie an die Quellen stellen.
Ob das Studium etwas für dich ist und du für das Studium geeignet bist, was am Historischen Seminar geboten wird und welche Perspektiven dir die Geschichts-wissenschaften bieten, beantworten wir in den FAQs.
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- Team Film
Wie bildet man die Atmosphäre des Historischen Seminars ab? Klapp! Die Klappe fällt, man dreht einen Film! Die erste Aufgabe, der wir uns stellen möchten, ist die Produktion von kurzen Videos zu ausgewählten Themen für Studieninteressierte und Erstsemester aus der Perspektive fortgeschrittener StudentenInnen. Diese sollen prägnant zentrale Fragen zum Studium und zum ersten Semester beantworten. Wir haben uns das freie Format Film ausgesucht, denn damit, so sind wir überzeugt, eröffnen wir einen neuen Blick auf bestehende Strukturen. Gemacht von Studierenden für Studierende und Interessierte zeigen wir die Farben und Formen des Seminars gefüllt mit vielfältigen Inhalten.
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- Team Grafik
Wir wollen…
Ein einheitliches optisches Erscheinungsbild für das Projekt erstellen, indem wir Abstraktes abbilden, Einblendungen für Videos erstellen, sowie Logos, Karten und Illustrationen gestalten.
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- Team Wikipedia
Für die aktuell an die Universitäten strebende Generation spielt Wikipedia bei der Informationsbeschaffung eine immer wichtigere Rolle. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dort zuverlässige Informationen rund um das Historische Seminar und verwandte Themen zur Verfügung zu stellen. Neben einem Artikel über das Seminar und Einträgen zu den Lehrenden sollen auch Texte zum lokalen Kontext (Hexenturm, Neue Universität) und dem Studium im Allgemeinen (Artikel „Proseminar“, „Seminararbeit“) erstellt bzw. überarbeitet werden. Dafür ist auch eine Auseinandersetzung mit den Richtlinien der Wikipedia und eine dortige Offenlegung unseres Interessenkonflikts nötig.
Mit Beginn der individuellen Projektphase schuf Dr. Kilian Schultes die zukünftige Arbeits-plattform: Der Blog Geschichte studieren in HD erblickte das Licht des World Wide Web. Passend dazu entwarf das Team Grafik ein Logo, das seitdem auf der Startseite des Blogs zu finden ist. Es zeigt das Markensymbol des Historischen Seminars, den Hexenturm, als rotes Siegel. Ein Meilenstein ist der erste Beitrag des Blogs. Zum Wintersemester 2017/18 veröffentlicht, bildet er konzis die Geschichte des Seminars ab.
Nach den Dreharbeiten im Sommersemester 2018 erfolgte der Upload der ersten Videos. Diese finden sich im Videoblog oder direkt auf Vimeo. Unter anderem erzählt Ruby Ellis von ihren Erfahrungen als Studentin aus Wales am Historischen Seminar Heidelberg. Pünktlich zum Beginn des neuen akademischen Jahres veröffentlichte das Team Film in Kooperation mit dem Team Grafik die letzten 16 Kurzinterviews der Studierenden auf Vimeo und in einzelnen Beiträgen auf Geschichte studieren in HD. Fragen wie: Warum hast Du Dich für ein Geschichtsstudium in Heidelberg entschieden? Welche war Deine beste Veranstaltung am Historischen Seminar? Was ist das Besondere am Geschichtsstudium? Was hat Dich nach Studienbeginn überrascht? Was waren die Herausforderungen? aber auch: Mit welcher historischen Persönlichkeit würdest Du gern einmal zu Abend essen? werden dank der regen Beteiligung an den Interviewzirkeln auf facettenreiche Weise beantwortet. Die Videos dienen Interessierten als erste Orientierung, selbstverständlich können sie dabei nicht die Lektüre der grundlegenden, offiziellen Texte des Historischen Seminars zur Studienorganisation ersetzen (die da wären Prüfungsordnung, Modulhandbuch, Studienplan und Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis). Für das kommende Sommersemester 2019 sind weitere Dreharbeiten unter anderem mit Lehrpersonen am Historischen Seminar geplant. In der Entwicklungsphase sind darüber hinaus die FAQs, sowie die geplanten Beiträge für Wikipedia.
Die Zukunft
Das Projekt Egogooglen hat sich auch für die Zukunft das Ziel gesetzt, auf kreative lebendige Art und Weise multimediale Inhalte zu veröffentlichen, die sowohl Interessierten am Geschichtsstudium in Heidelberg als auch Erstsemestern einen Einblick in das Leben am Historischen Seminar vermitteln sollen. Neue Konzepte zur Kommunikation, v.a. hochauflösende Videos, werden verarbeitet und dienen als Grundlage im Dialog mit den stake holdern wie Geschäftsführung, DozentenInnen, Fachstudienberatern und der Fachschaft. Egogooglen eignet sich dabei auch über die Grenzen des Seminars hinaus als Beispiel, wie in Zeiten der Digital Natives Öffentlichkeits-arbeit an der Universität funktionieren kann. Das Team ist bereit.
Mirjam Lober und das Team Egogooglen